4. November 2014

"Veronika beschließt zu sterben" von Paulo Coelho

Verrückt ist, wer in seiner eigenen Welt lebt. Wie die Schizophrenen, die Psychopathen, die Manischen. Oder besser gesagt, Menschen, die anders sind.

Als ich die Tabletten genommen habe, wollte ich jemanden umbringen, den ich hasste. Ich wusste nicht, dass es in mir andere Veronikas gab, die ich lieben könnte.

'Ich hätte verrückter sein sollen.' Doch wie die meisten Menschen entdeckte sie das zu spät.

Ach, könnten doch alle Menschen ihre innere Verrücktheit kennenlernen und mit ihr leben! Wäre die Welt deswegen schlechter? Nein, die Menschen wären gerechter und glücklicher.

aus: "Veronika beschließt zu sterben" von Paulo Coelho

224 Seiten
ISBN: 9783257233056
Verlag: Diogenes
Die 24-jährige Veronika ist sicher, dass sie bereits alles erlebt hat, was sie erleben wollte. Nun beschließt sie, zu sterben. Doch die Medikamentenüberdosis bringt ihr nicht den Tod, sondern einen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik.
In "Villete" eröffnen ihr die Ärzte dann jeodch: Die Tabletten haben ihr Herz unwiderruflich geschädigt und wird in einigen Tagen aufhören, zu schlagen.
Im Angesicht des Todes erkennt Veronika wider Erwarten den Wert des Lebens, findet ihren Lebenswillen wieder und traut sich endlich, das zu tun, was sie möchte. Sie beginnt ihre Wünsche und Sehnsüchte auszuleben und erkennt, was ihr im Leben immer gefehlt hat: die gewisse Prise Verrücktheit.

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Das, was vielen anderen Lesern überhaupt nicht gefällt, macht für mich das Besondere an "Veronika beschließt zu sterben" von Paulo Coelho aus, nämlich, dass neben Veronikas Geschichte auch die Geschichten von weiteren Psychiatrie-Patienten erzählt werden. Ob die depressive Zedka, der schizophrene Eduard oder die an einer Panikstörung leidende Mari - ich fand' die Storys passend eingebaut und sehr bewegend erzählt.

Ich finde es ganz besonders toll, dass der Autor Beispiele gewählt hat, in denen die Betroffenen nicht durch irgendwelche Schicksalsschläge oder so erkrankt sind, sondern eher dadurch, dass die eigenen Träume, Wünsche und Sehnsüchte verdrängt wurden, dadurch, dass die Protagonisten versuchten, es allen anderen recht zu machen, nur nicht sich selbst - dadurch, dass jeder Tag gleich war, das Leben nur aus Warten bestand. Einfach, weil die Prise "Verrücktheit" fehlte, die das Leben interessant und lebenswert macht. 


Für mich kam in "Veronika beschließt zu sterben" wunderbar rüber, wie wichtig es ist, nicht nur für andere zu leben, sondern an sich selbst zu glauben, auch mal egoistisch zu sein und SEIN Leben zu leben. 

Die Geschichte springt zwar hin und her - mal geht es um Veronika, dann um Dr. Igor, dann wieder um Zedka, Mari oder Eduard -, doch ich fand' gerade das sehr gut. 

Die Aussage des Buches ist ganz klar: Glaub' an dich, leb' deine Träume und sei auch mal 'verrückt'!

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