4. Januar 2014

"Wär ich Pirat" von Karin Koch & André Rösler

 Sieger des NRW-Kinderbuchpreises 2013

Leander wäre gerne Pirat. Piraten sind meistens schlecht gelaunt, mit nichts zufrieden und fluchen, was das Zeug hält. Ihr Pupsen ist laut wie ein Donnerschlag und stinkt so sehr, dass einem schwindlig wird. Und natürlich machen sie nur das, worauf sie gerade Lust haben! Sie sind ihr eigener Herr.
Leander hingegen muss montags zur Logopädie, dienstags in die Musikwerkstatt, mittwochs zur Psychomotorik, donnerstags zum Englisch-Kurs und zum Bogenschießen und freitags zum Kreativitätstraining. Spaß macht ihm nur das Bogenschießen. Das kann er gut und dabei lernt der Zweitklässler auch Elli kennen. Elli darf Kind sein und hat keinen vollen Wochenplan. Sie möchte, dass Leander zum Spielen zu ihr kommt - doch wann soll Leander das denn noch machen?
Und zu Hause ist dann auch noch seine Schwester Leonie. Nicht mal ein halbes Jahr alt. Das Einzige, was sie richtig gut kann, ist weinen. Doch Leander ist jetzt ein großer Bruder. Er muss Rücksicht nehmen.
Verständlich, dass ihm einfach alles zu viel wird. Wie gerne wäre er doch Pirat...

Das gelungene Erstleserbuch von Karin Koch und André Rösler, der für die Illustrationen sorgte, hat in diesem Jahr den NRW-Kinderbuchpreis gewonnen. Und dies völlig verdient!
"Wär ich Pirat..." ist ein Buch, das sich viele Eltern zu Herzen nehmen sollten. Es sollte Eltern anregen, darauf zu achten, ob sie ihre Kinder überfordern und ob die Pläne der Eltern mit dem übereinstimmen, was die Kinder wollen. Nicht jedes Kind muss unbedingt aufs Gymnasium gehen! Ich hoffe, das Buch zeigt auch Kindern, die sich überfordert fühlen, dass sie das Recht darauf haben, Kind zu sein. Dass sie ihren Eltern sagen können "Halt! Stopp! Ich bin Kind! Ich will spielen!"

Das Buch liest sich schön flüssig. Ich denke, durch die eher große Schrift ist es auch für Kinder gut zu lesen. Da ich noch keine eigenen Kinder habe, kann ich hierzu leider nicht sooo viel sagen ;-)
Die Geschichte wird aus Leanders Sicht in der Ich-Form erzählt. Der Leser erlebt mit, wie Leander denkt und fühlt. Karin Koch bringt es sehr gut rüber, dass Leander sich einfach nur überfordert fühlt und irgendwann auch so überfordert ist, dass einfach alles nur noch an ihm vorbei geht. Er will einfach nur noch weg. Er will ans Meer.
Mir hat der kleine Leander so sehr Leid getan und ich hätte ihn gerne in den Arm genommen. Ich hoffe wirklich, dass dieses Buch viele Eltern dazu anregt, auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kinder Rücksicht zu nehmen. Dass auch Eltern mal gestresst sind, ist natürlich und menschlich! Aber es darf nicht zu Lasten eines Kindes gehen.

Untermalt wird die Geschichte von gelungenen Illustrationen von André Rösler. Er stellt einige Aspekte wunderbar bildlich dar. Während Leander auf dem Titelbild als glücklicher Pirat erscheint, kommen in den Bildern im Buch sehr gut die Leere und Gleichgültigkeit, die Leander irgendwann ergreift, rüber. Lediglich eine Illustration Leanders beim Bogenschießen lässt ihn ebenfalls wieder glücklich erscheinen. Und auch am Ende, als alles gut wird, lächelt Leander und wird als glückliches Kind dargestellt.

Ich kann nicht anders, als sowohl der Autorin als auch des Illustrators ein großes Lob auszusprechen für dieses gelungene Buch, das nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene interessant ist!


Verlag: Peter Hammer Verlag 
48 Seiten
ISBN: 978-3-7795-0372-9

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