16. Januar 2014

"Mama, Mia und das Schleuderprogramm" von Christiane Tilly und Anja Offermann

"Da wirbeln ganz viele Gefühle, Gedanken und Wünsche in ihr herum. Ist dir mal aufgefallen, wenn die Waschmaschine ganz schnell schleudert? Dann sieht es aus, als wäre sie leer." Mia nickt. "So habe ich mich gestern gefühlt", erklärt Mama."Und als ich versucht habe, das Schleuderprogramm in meinem Kopf anzuhalten, habe ich mir wehgetan."
Zitat aus: "Mama, Mia und das Schleuderprogramm" von Christiane Tilly, Anja Offermann
40 Seiten
ISBN: 9783867390750
Verlag: BALANCE buch + medien verlag
Mia geht in die zweite Klasse. Sie hat eine Katze, Yuki, die gerne während des Schleuderprogrammes vor der Waschmaschine sitzt und zusieht. Und sie hat eine Mama, die gerne laut Musik hört. Und die an der Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet.   

Viele Betroffene, die selbst Kinder haben, fragen sich: Wie erkläre ich meinem Kind, was mit mir los ist? Eine gute Möglichkeit ist mit dem Buch "Mama, Mia und das Schleuderprogramm" auf jeden Fall gegeben. Christiane Tilly und Anja Offermann verpacken die Störung kindgerecht in dem Buch, das für Kinder ab 4 Jahren empfohlen wird. 

In der Geschichte bekommt Mia mit, dass es ihrer Mama nicht gut geht, versteht aber nicht, was los ist. Wie denn auch? Mias Mama weiß es ja selbst nicht ganz genau. Am nächsten Tag findet auch der versprochene Kirmes-Besuch nicht statt. Mia ist traurig und wütend, doch kann mit ihrer Freundin und deren Eltern mitgehen. Als Mia jedoch wieder nach Hause kommt, ist ihre Mama nicht da. Nur ein Zettel an der Tür sagt ihr, dass sie zum Kiosk, zu Frau Schröder, gehen soll. Diese erzählt ihr, dass ihrer Mama ins Krankenhaus musste, weil sie sich weh getan habe. Mia wird bei Frau Schröder auch wieder von ihrer Mama abgeholt. Am nächsten Tag nimmt Mias Mutter sie mit zu ihrer Ärztin. 

An diesem Punkt werden den Kindern dann in einfachen Worten einige Symptome der Erkrankung erklärt. Mit dem Schleuderprogramm einer Waschmaschine haben die Autorinnen meiner Meinung nach ein prima Beispiel gewählt, denn genau dies trifft manches Mal sozusagen den Nagel auf den Kopf. 
Möglichst früh sollte den Kindern zu verstehen gegeben werden, dass sie geliebt werden, auch wenn Borderline-Betroffene es nicht immer zeigen können.  
Untermalt wird die ganze Geschichte von Illustrationen von Anika Merten, die den Text in detailreichen, bunten Bildern wiedergeben. Mich haben die Zeichnungen direkt fasziniert. Auch das "Schleuderprogramm der Gefühle" ist bildlich perfekt dargestellt!

In diesem Buch wird sowohl in einem Vor- als auch in einem Nachwort nochmals darauf hingeweisen, dass die Kinder Unterstützung und altersgerechte Erklärungen brauchen. Auch auf Angebote des Kinderschutzbundes, der Familienhilfe oder ähnlicher Organisationen, die sich auch extra an Kinder aus Familien mit psychisch kranken Elternteilen wenden, wird hingewiesen. Zahlreiche Weblinks zu entsprechenden Angeboten und zu Informationen über die Borderline-Erkrankung runden das Informationsangebot ab. 

Ich habe zwar noch keine Kinder und kann daher nichts dazu sagen, wie das Buch bei Kindern ankommt. Doch ich werde das Buch auf jeden Fall aufbewahren, um meinen Kindern damit die Störung später erklären zu können!
Auch für Erwachsene, die sich das erste Mal mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung befassen, könnte das Buch ein guter Einstieg sein, um zu erfahren, was zeitweise in den Betroffenen vorgeht!

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